Decolonizing Jazz

Am 2. März 2023 nahm ich endlich an der lang erwarteten Podiumsdiskussion zum Thema kulturelle Aneignung teil. Obwohl ich Moderator und nicht Hauptredner war, erwartete ich, dass es ein schwieriger Vortrag für mich werden würde. Als ich 2017 die Diskussion über kulturelle Aneignung in der Schweiz angestoßen habe, wurde mir damals kulturelle Apartheid und Rassismus vorgeworfen. Die meisten Menschen in der Schweizer Kulturszene forderten, dass mir die Schweizer Staatsangehörigkeit entzogen und ich nach Kenia zurückgeschoben werde. Es dauerte also sechs Jahre, bis ich mich bereit erklärte, mich dem aggressiven Schweizer Kulturmob zu stellen, der immer noch nach meinem Blut dürstete.

Um eine so wichtige Diskussion führen zu können, mussten wir einen sicheren Raum schaffen. d.h wir haben einige Regeln aufgestellt.

Diskussionsregeln

Ziel: den Raum safe machen, für eine respektvolle Diskussion

 

  1. Wir sind nicht hier um zu diskutieren, ob kulturelle Aneignung existiert
  2. Kultur lebt von einem gesunden Austausch und wir sprechen heute darüber, wie dieser Austausch auf Augenhöhe geschehen kann
  3. Es ist wichtig, dass sich beide Seiten äussern können: Von Rassismus betroffene Personen und von Rassismus nicht betroffene Personen
  4. Heute geben wir das Wort zuerst betroffenen Personen. In der bisherigen Diskussion um kulturelle Aneignung haben wir in den Medien meistens privilegierte Personen sprechen hören
  5. Wenn sich heute Nachmittag jemand nicht an die Spielregeln einer respektvollen Diskussion hält, und das Gespräch mit unangebrachten Kommentaren oder Zwischenrufen stört, nicht zuhört oder andere unterbricht, werden wir diese Person nach draussen begleiten.
  6. Wir anerkennen die historischen Ursprünge des Jazz als afrikanisch-amerikanische Musik
  7. Davon ausgehend besprechen wir weitere Informationen und Hintergründe der Jazzmusik

 

Wir werden heute nicht in erster Linie nach Antworten suchen und es geht auch nicht darum, Lösungen zu finden. 

Heute geht es darum, einen Austausch und einen Dialog auf Augenhöhe zu starten und es geht darum, dass wir beginnen, einander zuzuhören und voneinander zu lernen.

Decolonizing Jazz